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6-Zylinder-Treffen April 2024 in Brokdorf ...
... oder auch Kontra-Karrikatur eines Motorradtreffens

Vor Jahrzehnten waren wir als Familie oft auf Motorradtreffen, sei es nun in Brokdorf beim 6-Zylinder Treffen des dortigen MFG, auf den Deutschland- oder Europatreffen des CBX-Club, Treffen des Dänischen Clubs, dem Hexentreffen und haste nich’ geseh’n. Hier soll es aber explizit um das 6-Zylinder-Treffen in Brokdorf gehen; grundsätzlich ausgelegt von und für Fahrer von 6‑Zylinder Motorrädern wurden dennoch auch andere Marken gerne gesehen. Jeder erschien halt mit dem, was er hatte und sich leisten konnte...
Der Zusammenhalt auf solchen Treffen war faktisch ein Markenzeichen; da konnte man sich drauf verlassen. Auch die Kinder hatten immer ihren Spaß, egal ob die Kinder der Veranstalter und Ortsansässigen, oder aber auch die eher selten mit den Eltern auf dem Motorrad angereisten Kinder. Unsere Tochter gehört zu dieser Gattung und war bereits seit ihrem dritten Lebensjahr mit auf Tour.

Wir waren nun viele Jahre nicht mehr dort, letztmalig 2019, zum einen aus gesundheitlichen Gründen, zum anderen bedingt durch andere Sorgen und Nöte. Nachdem die junge Garde aus verständlichen Gründen die Organisation übernommen hatte, war es bereits 2019 nicht mehr so wie früher. Wir hatten uns längst nicht mehr so wohl und willkommen gefühlt wie früher… Oder haben wir uns das früher nur eingebildet und wir waren noch nie willkommen? Wäre ja auch möglich…

Für unsere Tochter, inzwischen alt genug, mit ihrer 125er selbst hinzufahren, gehörten bis dato die Treffen in Brokdorf und all die anderen Motorradtreffen mit zu den schönsten Kindheits-Erinnerungen. Also wollte sie nun, da sie selbst fahren kann, noch einmal daran teilnehmen und hat sich im April `24 mit ihrer 125er auf die Socken nach Brokdorf gemacht, wo sie am späten Freitagabend eingetroffen ist.
Das erste, was ihr vor Ort aufgefallen ist, war die Anwesenheit eines einzigen freundlichen Gesichtes bei der Übergabe des Ständer-Brettchens. Im Clubhaus selber wurde sie größtenteils ignoriert und man hatte meist noch nicht einmal das obligatorische „Moin“ für sie über. Auch ihr Freund äußerte uns gegenüber, das er sich dort im Clubhaus sehr unwohl, fehl am Platz und unwillkommen fühlte. Also schlugen sie das Zelt auf und gingen zu Bett.

Am nächsten Morgen wollten „eigentlich“ die Ruhrpöttler unsere Tochter und ihren Freund auf die Ausfahrt mitnehmen; mit einer 125er und einem Auto im Schlepp (der Freund hat keinen 1er) wäre das sonst irgendwie doof geworden. Enttäuscht musste meine Tochter aber feststellen, das trotz anderslautender Aussagen der „Ruhrpöttler“ es offensichtlich von denen reine Lippenbekenntnisse waren. Die sind dann ohne ein Wort ohne unsere Tochter losgefahren, taten gegenüber meiner Frau (per Messenger) aber immer noch so, als wenn sie ein Auge auf unsere Tochter hätten und sich kümmern. Unsere Tochter ist dann selbst mit ihrem Freund losgezogen. Am späten Nachmittag fing es dann an zu regnen und unserer Tochter viel ein, das sie die Schlafsäcke & Co. zum Lüften offen im Zelteingang hatten liegen lassen. Also bat sie die bereits wieder vor Ort befindlichen „Ruhrpöttler“ darum, dort die Plane darüberzulegen resp. die Schlafsäcke ins Zelt zu werfen. Früher wäre solch eine Bitte gar nicht erst nötig gewesen… Da hätte das jeder gesehen und beim Vorbeigehen mal eben das Zeugs ins Zelt geworfen. Aber nicht nur das heuer offensichtlich keiner mehr auf den anderen achtet, so war es trotz Bitte sogar für die „Ruhrpöttler“ zu viel, dieser Bitte nachzukommen, so das unsere Tochter und ihr Freund dann die Nacht in nassen Schlafsäcken verbringen durften.
Auch am Sonnabendabend im Clubhaus war sofort wieder zu spüren, das man nicht viel mit unserer Tochter hermachen wollte. Niemand suchte das Gespräch und sogar der jedem bekannte Däne, der immer da ist und zwischen ihm und unserer Tochter früher starke Bande bestanden, hat sie schlichtweg ignoriert, was unsere Tochter nun doch sehr verletzt hat. Man ist dann halt den Abend alleine geblieben und hat das irgendwie mit Anstand zuende gebracht, ohne sich allzusehr anmerken zu lassen, wie enttäuscht und verletzt man tatsächlich ist. Auch am Tage war dann deutlich allerorts zu spüren, das man eigentlich nicht willkommen ist. Niemand hatte auch nur ein „Moin“ übrig und auch Versuche unserer Tochter, mit seit Jahrzehnten bekannten Personen ein Gespräch zu führen, verliefen nach der Ansprache sofort im Sande. Deutlicher kann man seine Geringschätzung und Egozentrik anderen gegenüber kaum zum Ausdruck bringen.

Summa summarum scheint heuer jeder mit sich selbst, seinem Ego oder seinem SmartPhone beschäftigt zu sein, wovon offensichtlich auch Motorradfahrer betroffen sind. Von dem einstmaligen Zusammenhalt und das aufeinander acht geben ist heutzutage, zumindest dort, nichts mehr zu spüren. Die vergangenen 10-20 Jahre Indoktrination haben auch hier ihre Wirkung gezeigt und lassen nunmehr auch solcherlei Verbindungen zu einer Farce werden…
Zumindest hat es mit Nachdruck dafür gesorgt, das die schönen Erinnerungen unserer Tochter an die Zeiten in Brokdorf nunmehr durch einen dunklen Schleier verhüllt werden. Noch einmal wird sie sicherlich nicht dort hin fahren. Auch wir hatten bereits das letzte mal vor 5 Jahren ein unangenehmes Gefühl dort, was wir seinerzeit als Einbildung abgetan haben. Offensichtlich war unser Bauchgefühl aber doch richtig.

Die Ära der Motorradtreffen und des Zusammenhaltes sind offensichtlich vorbei. Die vorangetriebene Spaltung der Gesellschaft findet auch in diesem Bereich sein Höllenfutter bei den SchlafSchafen. Die selbstgemachten / selbstgewählten, weiter anwachsenden Sorgen und Nöte sind allgegenwärtig zu spüren, sei es nun durch Aufgabe der Traditionen und der eigenen Menschlichkeit anderen gegenüber, sei es durch die rapide ansteigende Zahl von Denunzianten und Hetzern oder durch jene, welche mit sich selbst hadern, weil sie viele Jahrzehnte zu spät geboren sind und erkennen, das sie ab `33 eine steile Kariere hätten hinlegen können.
Diese Erkenntnis kommt spät bei uns, aber es hilft wohl nicht, diese Tatsache weiter zu verdrängen und an einer längst vergangenen und bereits begrabenen Tradition festzuhalten. Von daher werden meine Frau und ich alsbald alle unsere Motorräder verkaufen, so schwer es uns auch fallen mag. Wir hatten uns die vergangenen Jahre schon mehr und mehr aus der abgrundtief gespaltenen Gesellschaft zurückgezogen, so das dieser Schritt nur folgerichtig sein kann.

DLzG Britta & Micha & Cynthia

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